Voller Spannung überqueren wir die Grenze. Bolivien ist wirklich Neuland für uns. Die Gegensätze zu Chile und Argentinien sind riesig. Bolivien erinnert uns eher an Peru, Kolumbien oder gar an Vietnam. Am Zoll werden wir freundlich empfangen, nur knapp eine Stunde dauert das Prozedere. Vor der Weiterfahrt müssen wir allerdings 10 Bolivianos als Strassengebühr bezahlen. Woher nehmen wir die? Kein Problem! Die zahnlose alte Frau am staubigen Strassenrand sei die Wechselstube. Tatsächlich klaubt sie mürrisch 160 Bolivianos hervor. Sie murmelt, unsere chilenischen Pesos seien nicht viel wert, lieber hätte sie US$.
Bevor wir uns nach La Paz wagen, biegen wir kurz nach der Grenze von der Hauptstrasse ab und besuchen den Parque Nacional Sajama, der nach dem höchsten Berg Boliviens benannt ist. Viel sehen wir nicht von diesem Vulkan, da er ganz verhangen ist. Immerhin lohnt sich die holprige Fahrt zu den Geysiren. Wir übernachten in einem kleinen Strohhüttchen und werden von einer bolivianischen Mama bekocht. Sie erzählt, wie sie als junge Frau im chilenischen Arica gearbeitet habe und dass sieben ihrer acht Kinder heute im chilenischen Iquique leben und arbeiten, fast so als ob diese Städte zu Bolivien gehörten.
Bolivien war nämlich vor gut hundert Jahren doppelt so gross wie heute. An alle Nachbarländer hat es Land verloren. So hat auch Chile im Salpeterkrieg das gesamte Gebiet um Arica und Iquique erobert, so dass Bolivien seither keinen Meerzugang mehr hat. Dies ist auch heute noch Gegenstand von heftigen Disputen zwischen Bolivien und Chile.
La Paz überrascht uns positiv! Wir fahren auf einer Hocheben auf mehr als 4‘000 müM gegen La Paz und plötzlich liegt die Stadt vor uns. Wir lassen unseren Rubi im Hotel Oberland in einem Vorort stehen und fahren per Taxi die steilen, kurvigen Strassen runter ins Zentrum. Unser kleines Boutique-Hotel ist in einem schönen alten Gebäude im Kolonialstil mit hohen Räumen und einem tollen Innenhof.
Eine spannende Führung zu Fuss durch die Altstadt führt uns unter anderem beim Hexenmarkt vorbei. Hier kann man alles kaufen, was es braucht, um das Glück zu erzwingen. Die Bolivianer nutzen diese Glücksbringer oft und gerne und glauben daran, auch wenn sie wissen, dass es wohl Humbuck ist. Nicht nur den Hexenmarkt gibt es. La Paz ist voll von Marktstrassen, wo alles, aber auch wirklich alles, feil geboten wird.
Beim berühmt-berüchtigten San Pedro erzählt unser Guide spannende Geschichten. Wer mehr wissen will, dem sei das Buch „Marching Powder“ von Rusty Young empfohlen (Auf Deutsch: „Marschpulver: Eine wahre Geschichte von Korruption, Koks und einer unglaublichen Freundschaft im krassesten Knast der Welt“)
Auch auf Seilbahn-Tour gehen wir. Die österreichische Firma Doppelmayer hat in La Paz ein Netz mit gegen zehn Seilbahnlinien gebaut, welche die hochgelegenen Teile der Stadt mit den tiefgelegenen verbinden. Ein supermodernes Sytem, das junge und alte Bolivianer in einer Selbstverständlichkeit nutzen.
Natürlich darf der Karneval auch nicht fehlen. Wir marschieren mitten durch den Fasnachtsumzug. Es tönt wie in Luzern an der Fasnacht. Nur ist hier alles viel chaotischer! Zudem ist es das Grösste, sich gegenseitig mit weissem Schaum anzusprayen. Aber die Leute sind fair: Unbeteiligte werden in Ruhe gelassen! So bekommen wir nur wenige Spritzer vom Schaum ab.
Nach wenigen Tagen in Bolivien sind wir fasziniert, können aber das Land noch nicht richtig einordnen. Wir sind gespannt, was uns weiter erwartet.
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