Sanft geht die Strasse hoch, führt über eine Brücke und senkt sich danach ins Tal. Wir halten im Anstieg an, setzen den Gang auf Neutral und lösen die Bremse. Und siehe da: Rubi rollt langsam bergauf! Wir machen das Spiel mehrere Male. “El misterio de Baúl” ist eine optische Illusion sondergleichen. Wer's nicht glaubt, siehe obige Koordinaten.
Was glitzert da unten m Tal? Sind das Teiche, kleine Seen? Eine weitere Illusion! Die Realität sieht hier brutal aus: Riesige Flächen mit Plastik-Gewächshäusern verschandeln die Gegend rund um Almería. Sie sind im Besitz von Firmen mit klingenden Namen wie “Bio-Sabor” …
Die ebenso grossen Olivenhaine und Mandelbaum-Plantagen in ganz Andalusien wirken dagegen fast schon pittoresk. Erfrischende Farbtupfer sind die malerischen weissen Dörfer an den Talhängen vor allem in der Alpujarra.. Leider gehören auch die vielen Bauruinen zum Bild. Vor rund 15 Jahren wurde hier das Bauen stark gefördert, bis die Finanzkrise dem Bauboom eine Ende setzte.
Andalusien bietet jedoch noch viel mehr: Wir sind überrascht von der Vielfalt, die wir hier erleben. Wir fahren hoch hinauf in die Sierra de Cazorla, zum Teil über steinige Alpstrassen, manchmal gefordert von tief ausgewaschenen Gräben. Wir tauchen ab in die Desierto de Gorafe. Richtig Spass macht die Fahrt durch die Rambla, ein staubiges Flussbett, das sich durch die roten Felsen schlängelt. Hier finden wir einen wunderschönen, einsamen Übernachtungsplatz. Wir sitzen an der warmen Abendsonne, spüren den sanften Wind und schauen dem aufziehenden Mond zu.
Bei Gorafe findet man Überreste von Dolmen, Behausungen aus der Bronzezeit. Etwas jüngeren Datums sind die rund 20'000 Höhlenwohnungen, die in der Region Granada immer noch bewohnt werden. Wir lassen es uns nicht entgehen und überbrücken einen Kälteeinbruch in einer solchen Cueva. Genüsslich sitzen wir am Holzofen in der weissen Höhle, bevor wir in das riesige Bett schlüpfen. Mindestens doppelt so breit wie unser Dachzelt!
El Alhambra! Die riesige Palastanlage in Granada lässt den Glanz der maurischen Kultur bis zum 14. Jahrhundert nur erahnen. Der letzte Sultan wiurde im 15. Jahrhundert vom christlichen Königspaar Isabella und Ferdinand zum Teufel gejagt. Von Aussen wirkt die Anlage eher trotzig, aber das Innere überrascht durch die Eleganz der filigranen Steinmetzarbeiten der Nasriden. Wir hausen direkt gegenüber der Alhambra in einer herzigen, aber eher kalten Wohnung im alten, maurischen Quartier Albayicín.
Hollywood! Auch das gibt es hier, allerdings nur im Miniformat. Total echt wirken diese Drehorte vieler bekannter Spaghetti-Western. Die gebotenen Shows sind jedoch eher plump, aber trotzdem lustig
Cabo de Gata! Hier finden wir tolle, einsame Strände. Wir freuen uns über die warme Sonne und springen mutig ins tosende Meer. Mit unseren Bikes kurven wir entlang der steilen Felsküste und staunen immer wieder über die tolle Aussicht. Natürlich sitzen wir auch gerne in gemütlichen Restaurants und lassen uns mit Paella, Fisch und anderem mehr verwöhnen.
Schade, dass die Tage Ende November so kurz und die Nächte so lang werden. So verbringen wir (zu) viele Stunden im Dachzelt. Der letzte Tag in Andalusien überrascht uns dann sogar mit Regen. So freuen wir uns auf die Rückfahrt und den warmen Kachelofen bei uns zu Hause.
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