Vier Uhr morgens …
- Hans und Dorli
- Apr 17
- 3 min read
… fährt César mit seinem Boot vor. Wir steigen ein, lassen die Lichter hinter uns und erreichen schon bald die stockdunkle Lagune. Die Sterne funkeln, das Wasser leuchtet! Jede kleinste Bewegung bringt das Plankton zum Strahlen. Wir springen hinein und schwadern im warmen, biolumineszierenden Wasser. Welch ein Spass! Zurück im Boryx wird - immer noch bei dunkler Nacht - ausführlich gefrühstückt.
Nach sechs Stunden Fahrt auf schmalen Asphaltstrassen haben wir genug und wollen nur noch trinken, essen und dann schlafen. Aber wo? Campingplätze hat es weit und breit keine, aber im nahen Städtchen Jerez soll es einen kleinen Kiesplatz mitten im Zentrum zum Übernachten geben. Der Platz ist rasch gefunden, aber eingezäunt und zugesperrt. Im gegenüberliegenden Weinladen erfahren wir, dass der Besitzer heute nicht mehr komme. Sie könnten uns aber ihre „Huerta“, eine eingemauerte Wiese mit Ponies, Hund, alten Fahrzeugen, einer Grillstelle und sogar Dusche und WC zum Übernachten anbieten. Die ganze Familie begleitet uns zu ihrer Huerta. Fast idylisch! Wir erhalten einen Schlüssel und werden mit Tips für den Abend versorgt. Natürlich wird mit Tequila angestossen, bevor die Familie zu einem Fussballspiel verschwindet. Uns bleibt keine Zeit zum Ausruhen. Wir eilen ins nahe Theater und geniessen eine zweistündige Tanzvorstellung, dann geht es zum Hauptplatz, wo etwa ein Dutzend Blasmusiken um die Wette blasen. Jung und Alt, Dick und Dünn sind auf der Strasse, ein richtiges Gewusel. Wir ergattern irgendwo einen Tisch. Endlich gibt es ein Bier und etwas zum Essen. Die Stadt explodiert vor lauter Musik! Spät in der Nacht fallen wir müde ins Bett. Am anderen Morgen kommen Chayito und Moreno pünktlich um 9 Uhr vorbei, um uns innig zu verabschieden.
Wieder unterwegs: Ein Checkpoint, diesmal kein Militär, auch keine Provinzpolizei, sondern Männer mit Gewehr und Uniform der Nationalen Finanz Polizei, dazu ein paar Männer in neutralen, schwarzen Kleidern. Wir werden zur Seite gewunken. Dorli wird in ein unverfängliches Gespräch verwickelt. Ein junger Typ will Boryx inspizieren und drängt Hans mit hinein. Er wird mit Fragen bombardiert: Wieviele Pesos habt ihr dabei? Wieviele US$? Der Typ will unser Geld zählen und angeblich prüfen, ob Falschgeld dabei ist! Später bemerken wir, dass 2‘000 Pesos (knapp CHF 100) fehlen! Na ja, ein „Lehrblätz“, das nächste Mal werden wir besser gewappnet sein.
Die Pazifikküste von Méxiko ist unendlich lang. Einfache Hippie-Orte wechseln sich mit chicen Strandstädtchen ab. Weniger einladend ist Acapulco, auch wenn die Show der Klippenspringer faszinierend ist. Im Inland kommen wir oft auf Höhen von über 2‘000 müM. Nach Palmen, Kakteen, und Hitze, überraschen uns hier Föhrenwälder und kühle Nächte. Natürlich darf ein Halt in der kleinen Stadt Tequila nicht fehlen. Interessant ist die streng regulierte Produktion von Tequila, aber viel spannender ist die Produktion von Mezcal, welcher vorallem in der Provinz Oaxaca angebaut wird. Verschiedene Agave-Sorten werden mit viel Handarbeit in kleinen Distillerien verarbeitet! Die Mezcals haben denn auch einen vielfältigeren Geschmack als die Tequilas. Oaxaca und vorallem Oaxaca City gelten als das Food Zentrum von México. Wir testen die verschiedenen Moles, insbesondere die berühmte Mole Negro, eine Sauce auf Schokolade-Basis, welche zusammen mit Poulet vorzüglich schmeckt.
Auch die Maya Ruinen in Palenque liegen auf unserem Weg. Eindrücklich, was da vor rund zweitausend Jahren gebaut und von der luschen Vegetation praktisch verschlungen wurde. Die Hitze macht uns jedoch zu schaffen. Nachmittags stürzen wir uns ins kühle Nass der nahen Wasserfälle.
In México erleben wir auch den Beginn der Semana Santa. Im Städtchen San Cristobal in der Provinz Chiapas treffen wir unverhofft auf eine Palmsonntag-Prozession. Palmzweige werden geschwungen auf dem Marsch von einer Kirche zur anderen. Nur wenige Kilometer entfernt feiern die indigenen Einwohner im Pueblo Chamula ihre eigenen Rituale. Die katolische Kirche wurde entleert und umgenutzt, nur das Taufbecken und modifizierte Heiligenbilder an den Wänden durften bleiben. Der Boden ist bedeckt mit Tannennadeln, tausende von Kerzen ergeben ein sinnliches Licht. In kleinen Gruppen werden Bitt-, Dank- und Heilrituale begangen. Meist sind rohe Eier und ein totes Huhn Teil der Rituale. Das Taufen wurde beibehalten, ebenso das Beichten. Letzteres wird nicht vor dem „Beichtvater“, sondern vor - mit Spiegel versehenen - Heiligenbildern praktiziert. Ein Spiegel lügt ja nicht!
Den zweiten Teil der Semana Santa verbringen wir in Guatemala, haben wir doch gestern die Grenze bei El Ceibo problemlos passiert und ruhen uns nun an einem herrlichen See mit Pelikanen und Brüllaffen aus.

















































Liebes Dorli, lieber Hans
Schöne Bilder aus einem lebendigen und interessanten Land voller Leben. Man könnte neidisch werden! Aus dem Fehlen eines geeigneten Schlafplatzes wird ein weiterer naher menschlicher Kontakt mit Leuten von dort. Diese Leute nehmen jeweils ihre Chance wahr, ohne Reise interessante gute Leute aus anderer Kultur kennenzulernen.
Ich freue mich auf den nächsten Bericht! Hebed eu Sorg.
Liebe Grüsse vom Bächli
Heinz
Liebes Dorli, lieber Hans
Schöne Bilder aus einem lebendigen und interessanten Land voller Leben. Man könnte neidisch werden! Aus dem Fehlen eines geeigneten Schlafplatzes wird ein weiterer naher menschlicher Kontakt mit Leuten von dort. Diese Leute nehmen jeweils ihre Chance wahr, ohne Reise interessante gute Leute aus anderer Kultur kennenzulernen.
Ich freue mich auf den nächsten Bericht! Hebed eu Sorg.
Liebe Grüsse vom Bächli
Heinz
Liebe Dorli und Hans
Ihr habt ja schon wieder eine Menge erlebt und tolle Bilder geschossen! Wir wünschen euch weiterhin viele spannende Erlebnisse und allzeit gute und sichere Fahrt!
Wir sind gestern von Halifax losgefahren und werden nach etwa 2 Monaten Kanada, der Ostküste der USA entlang in den Süden fahren.
Liebe Grüsse!