Japaner, Chinesen und andere Asiaten kommen in Scharen zum Salar de Uyuni! Auch wir sind hier und fahren morgens um 4.00 Uhr raus auf den Salzsee, um den Sonnenaufgang zu bestaunen. Mit von der Party sind ein junges Paar aus Japan, die bolivianische Begleiterin Lucy und der bolivianische Fahrer. Wir fahren etwa zehn Kilometer hinaus zu einer Stelle, wo etwa 3 cm Wasser auf der Salzkruste liegt. Wir steigen aus und sind etwas enttäuscht: Es ist bewölkt, es ist kalt und es dauert noch zwei Stunden bis allenfalls die Sonne am Horizont aufgehen wird.
Nicht so das japanische Paar! Die beiden packen ihre Fotoausrüstung aus und geben uns Anweisungen: Dorli erhält den Buchstaben I und die Farbe rosa, Hans den Buchstaben U und die Farbe gelb. Dann wird geübt! Wir müssen mit unseren Natels das Wort UYUNI in die Luft schreiben! Aber das ist nur der Beginn! Lucy kommt in Fahrt und kommandiert uns in eine Reihe. Vier Figuren müssen wir üben. Sie wird filmen. So vergeht die Zeit im Nu, der Sonnenaufgang ist fast vergessen und wir haben es alle echt lustig!
Gegen Mittag fahren wir in unserem Rubi auf den Salar. Es ist ein eigentümliches Erlebnis. Kaum sind wir ein paar Kilometer vom „Ufer“ entfernt, verlieren wir jedes Gefühl für die Distanzen. Alles ist weiss und es hat keinerlei Konturen. Wir fahren geradeaus, wir fahren Schlaufen, wir fahren im Kreis. Man kann fahren, wo man will, nur die nassen Stellen sollte man meiden. Wir fahren langsam und nur auf trockenem Salz. Trotzdem krallt sich das Salz überall am Rubi fest. Am nächsten Morgen gehen wir als erstes zum „Lavadero“. Hier wird unser Rubi während dreiviertel Stunden auf‘s Gründlichste gewaschen!
Ob wir die Lagunen-Route machen werden? Diese Frage wurde uns oft gestellt. Natürlich fahren wir sie! Ausgerüstet mit Esswaren für eine Woche, mit vollem Tank und 60 Liter Diesel in Kanistern geht es los, von Uyuni zuerst westwärts und vorallem in die Höhe. Die erste Nacht schlafen wir im Dachzelt auf 4‘200 müM, die zweite Nacht auf 4‘600 müM. Kaum geht die Sonne unter, wird es kalt und wir schlüpfen rasch in de Schlafsäcke. Am Morgen ist es jeweils wunderschön und windstill. Wir geniessen die Aussicht auf die schneebedeckten Vulkane der Anden.
Die Fahrt durch die gewaltige Landschaft ist betörend. Weite Hochebenen, jede Menge Vulkane in der Ferne, dann wieder rote, gelbe, weisse oder auch grüne Felsfomationen. Besonders eindrücklich ist die Laguna Colorada mit ihren unzähligen Flamingos. Auch die „Strasse“ ist sehr speziell: Enge Stellen mit Felsblöcken wechseln sich ab mit weiten Ebenen, wo jeder seine eigene Spur sucht. Welche ist wohl die richtige? Es spielt eigentlich gar keine Rolle. Bei der nächsten Engstelle kommen alle Spuren irgendwie wieder zusammen. Wir kommen nur langsam voran, höchstens 25 Kilometer pro Stunde. Meistens sind wir mutterseelenallein, manchmal begegnen wir ein paar Landcruisern, welche mit ihren Gästen die Lagunen-Route in Windeseile abspulen.
Am dritten Abend finden wir ein einfaches Hostal, wo wir gerne eine Dusche geniessen. Hier in der Nähe befindet sich der 6’020 müM hohe Vulkan Uturunku, der sich einfach besteigen lässt. Rasch ist ein Begführer organisiert. Früh morgens geht es los. Zuerst mit dem Rubi bis auf 5‘600 müM und dann 500 Höhenmeter zu Fuss. Marcello, unser Bergführer, schlägt ein sehr langsames Tempo an. So kommen wir doch nie nach oben! Aber schon bald sind wir froh, um das sanfte Tempo und die vielen Pausen. Nach zweieinhalb Stunden haben wir es geschafft und stehen zum ersten Mal auf einem Sechstausender! Was für ein Gefühl. Wir sind stolz! Und die Sicht in die Weite ist genial. Runter geht es natürlich viel schneller. Unser Bergführer lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen und braust mit Dorli‘s Bike ins Tal, wir fahren gemütlich mit Rubi hinterher.
Leider haben wir noch nicht Feierabend. Das Corona-Virus drängt uns, so schnell wie möglich nach Argentinien zu fahren. Die Grenze könnte schon bald dicht sein. Also fahren wir um 15.30 Uhr noch los. Wir wollen das nächste kleine Dorf noch vor der Dunkelheit erreichen und dort übernachten. Das gelingt leider nicht. Die schmale Bergstrasse ist immer wieder mit tiefen Gräben versetzt. Auch kleine und grössere Bäche müssen durchquert werden. Zudem zieht ein Gewitter auf, rund um uns herum sind schwarze Wolken und unzählige Blitze erhellen das Halbunkel. Wir erreichen gerade noch die letzte grosse Flussquerung im Dämmerlicht und schaffen es an das andere Ufer. Zum Glück scheint die Strasse nun etwas besser zu werden. Wir fahren langsam weiter, haben uns aber zu früh gefreut. Die Strasse führt durch eine Schlucht mit vielen Engstellen, wo die Strasse zu Zweitdritteln abgebrochen ist. Dorli schaut mit Sperberaugen in die Dunkelheit: Achtung, mehr links, jetz scharf nach rechts … Hans fährt cool durch die Nacht …
Jetzt müsste man das Dorf doch sehen! Nichts als Dunkeheit liegt vor uns. Da, ein paar Häuser! Tatsächlich, wir haben es geschafft. Es ist 20.00 Uhr und seit einer Stunde stockdunkel. Auch das Dorf ist stockdunkel! Ein totaler Stromausfall hat die ganze Region lahmgelegt. Zum Glück brennt im einzigen Hostal eine Kerze und wir ergattern eine einfache Kammer. Inzwischen giesst es in Strömen und wir sind einfach froh, um ein Dach über dem Kopf!
Früh morgens fahren wir wieder los. Der Regen hat die Strasse teilweise in ein Schlammbett verwandelt. Trotzdem kommen wir recht gut voran. Nach drei Stunden brauchen wir eine Pause. Wir haben Durst und Hunger, gestern hatten wir ja nichts gegessen. Dorli brutzelt mit unseren Resten einen währschaften Eintopf, dazu gibt es Tee und Kaffee!
Am späten Nachmittag erreichen wir den Grenzort Villazon. Doch irgendwie wirkt das Städtchen gespenstisch. Alle Läden sind geschlossen und es hat kaum Verkehr auf der Strasse. Am Zoll wird klar wieso! Bolivien hat nach 17 Uhr eine Ausgangssperre verordnet und Argentinien hat die Grenze seit zwei Tagen total gesperrt. Nur noch Argentinier dürfen zurück in ihr Land. Allen anderen ist die Einreise bis Ende März untersagt. Wir sind GESTRANDET!
Lieber Thomas Helfen ist ein bisschen übertrieben. Eigentlich wissen die bolivianische und die argentinische Botschaft nicht mehr als wir. Vielleicht ändert sich das noch. Inzwischen geniessen wir die Bordeaux Blends von Tarija und hoffen auf bessere Zeiten. Tranquillo, tranquillo, meinen die Bolivianer! Liebe Gruss, Hans
Liebe Heidi und Marc Ja, Salta wäre schön, aber das muss halt noch warten. Hier in Tarija ist es auch schön und gemütlich. Vielleicht legt sich das Ganze ja bald wieder. Quizas, Quizas ... Un abrazo, Hans y Dora
Die CH Botschaften helfen Gestrandeten haben die Behörden in der CH informiert! Viel Glück und gute Gesundheit. Danke für die spannenden Kommentare und die schönen Bilder. LG Thomas
Hoppla das ist aber blöd. Vielleicht helfen Dorlis Augenaufschläge. Wir leben hier auch unter neuem Regime. Möglichst zuhause bleiben etc. Ihr werdet schon informiert sein. Wir wünschen euch jedenfalls ein Weiterkommen und falls ihr über Salta fährt... dann muchos saludos para esta ciudad mui linda.Heidi und Marc