Rotlicht-Milieu
- Hans und Dorli
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Stockdunkle Nacht. Es giesst in Strömen. Wir warten! Mit roten Lampen suchen zwei Tortugueros (Schildkrötenjäger) den nahen Strand ab. Erfolglos! Die Meeresschildkröten wollen sich nicht zeigen. Nach zwei Stunden fahren wir - pflotschnass und enttäuscht - mit dem Boot zurück zu unserer Lodge. Der Ort Tortuguero im Norden der Karibikküste ist nur per Boot erreichbar. Er liegt inmiitten eines riesigen Nationalparks. Das Gebiet ist seit 70 Jahren geschützt, von unzähligen Wasserläufen durchzogen und gilt als Mini-Amazonas. Am nächsten Morgen fahren wir mit einem grossen Kanu durch einige dieser Wasserläufe und beobachten eine Vielzahl von Vögeln.
Der Gedanke an die Schildkröten lässt uns nicht los. So wechseln wir von der Karibikküste an die Pazifikküste, genauer gesagt an den Strand von Ostional. Jeweils bei Neumond findet hier die “Arribada” statt: Während drei, vier Nächten landen am Strand Tausende von Schildköten an. Wir haben die Arribada verpasst und sehen nur eine einzige Schildkröten-Mama. Im roten Licht unserer Taschenlampen beäugen wir sie aus nächster Nähe: Sie gräbt ein 70 cm tiefes Loch, legt rund hundert Eier, budelt das Loch mit den Hinterbeinen zu, stampft es fest und marschiert zurück ins Meer. Der nächste Morgen ist für uns ein Highlight. Tausende Baby-Schildkröten klettern aus ihren Löchern, krabbeln zum Strand und verschwinden im Meer. Sie werden in einigen Jahren an den exakt gleichen Ort zurückkehren und ihre Eier legen … Ein eindrückliches Erlebnis!
Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der Wald im grossen Stil gerodet. Dann erkannte man, dass die Natur ein wichtiges Gut und für den Tourismus zentral ist. Heute ist ein Drittel der Fläche von Costa Rica geschützt. Die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt ist denn auch überwältigend. Ob im hoch gelegenen Nebelwald in Monteverde - wo wir auch den fast ausgestorbenen Quetzal erspähen - oder im tropischen Regenwald in den Küstenregionen wie z.B. im Parque Nacional Corcovado am Pazifik, überall sehen wir uns bisher unbekannte Pflanzen und Tiere.
Es gibt aber auch eine andere Seite von Costa Rica. Riesige Bananen-, Ananas- und Palmenplantagen säumen die Strassen. Überall stehen Schilder: Land zu verkaufen. Offenbar kann jedermann in Costa Rica Land erwerben, auch Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung. Sehr viele Amerikaner, Kanadier und auch Europäer besitzen Ländereien. Auch Schweizer zieht es nach Costa Rica. So besuchen wir einen Schweizer Kaffebauer, welcher auch als Pfarrer amtet.
Wir nehmen heute Abschied vom regnerischen und feucht-heissen Costa Rica und fahren bei Paso Canoa über die Grenze nach Panama, um Boryx nach Kolumbien zu verschiffen. Durch die Sümpfe des sogenannten Darien Gap zwischen Panama und Kolumbien führt nach wie vor keine Strasse!
































