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Tuktoyaktuk

Writer: Hans und DorliHans und Dorli

Ein Waldbrand wütet an der Klondike Highway. Die direkte Verbindung von Whitehorse nach Dawson City ist gesperrt. Wir müssen einen dreitägigen Umweg über Alaska fahren. Es lohnt sich. Die Landschaft ist wunderschön - insbesondere das unberührte, riesige Kluane Massiv, aber auch das schräge Dorf Chicken ist ein kurzer Besuch wert. So kommen wir am “falschen” Ufer des Youkon River an. Wir übernachten direkt am Youkon. Hans lässt es sich nicht nehmen, im trüben Wasser ein Bad zu nehmen. Nach Dawson City gelangen wir per Fähre, die Tag und Nacht fährt (zumindest im Sommer, im Winter läuft und fährt man einfach über den gefrorenen Fluss).

 

Dawson ist auch heute noch eine echte Goldgräber-Stadt: farbige Holzhäuser mit Fake-Fassaden, staubige Strassen und Holzstege als Trottoir. Natürlich ist einiges für die Touristen aufgemacht, aber die alten Zeiten sind immer noch spürbar. Von 1896 bis 1899 war Dawson das Zentrum des Klondike-Goldrush und mit bis zu 30'000 Einwohnern die grösste Siedlung im westlichen Kanada, heute leben hier gerade noch gut 2’000 Leute. Wer Geld hatte, lies sich damals bequem per Dampfer den Youkon hochfahren, den anderen blieb die beschwerliche und gefährliche Landroute. (Wer mehr darüber wissen will, dem sei das Buch “The Journey” von James Michener empfohlen).

 

Ab Dawson fahren wir die Dempster Highway hoch, eine 940 km lange Piste, welche seit 2017 bis nach Tuktoyaktuk, kurz Tuk, am arktischen Meer führt. Das ganze Gebiet liegt im Permafrost, daher wurde die Piste auf einem Damm gebaut, welcher als Isolation dient und verhindert, dass der Permafrost im Sommer taut und die Piste instabil wird. Tundra, karge Fichtenwälder, Seen, Flüsse und auch Berge wechseln sich ab. Auf einen der Berge im Tombstone Nationalparc kraxeln wir hoch. Den Peel River und den McKenzie River queren wir per Fähre, im Winter würden wir einfach über das Eis fahren. Tuk ist ein einfaches, staubiges Dorf. Von den rund 300 Einwohnern sind 90 % Inuits. Ein Radarstation aus dem kalten Krieg und einige Öltanks aus der Zeit des Öl-Rauschs sind immer noch in Betrieb. Ansonsten leben die Inuits vom bescheidenen Tourismus, sowie von der Jagd und vom Fischfang. Wir fühlen uns pudelwohl am Ende der Welt, wo die Sonne im Sommer nie untergeht, wir sind ja schliesslich 500 km nördlich des Polarkreis. Natürlich lassen wir uns ein Bad im arktischen Meer nicht entgehen. Erstaunlicherweise ist das Wasser nicht wirklich kalt und auch nicht salzig!

 

Auf der Rückfahrt fahren wir an einem gekippten Wohnmobil vorbei. Uff! Zurück in Dawson hören wir zudem, dass die McKenzie-Fähre kurz nach unserer Überfahrt “kaputt” ging. Glück gehabt, die Reparatur soll ein paar Tage dauern und einen anderen Weg zurück gibt es nicht! Da gehen wir ganz zufrieden die Generalreinigung von Boryx an. Er strotzt vor Dreck! Dank viel Wasser kommt El Pillàn bald wieder zum Vorschein.  

 

Wir wollen weiter und sind froh, dass die Strasse nach Süden wieder offen ist. Der Waldbrand hat sich inzwischen beruhigt. Wir fahren über eine Strecke von rund 50 km an verkohlten Bäumen vorbei. Es räuchelt noch überall und die Luft riecht nach Rauch. Kein schöner Anblick, aber in ein paar Jahren wird sich die Vegetation erholt haben und es werden zuerst Blumen und kleine Büsche, dann Birken und später auch wieder Fichten wachsen.

 

Der kurze Abstecher nach Alaska hat uns etwas bewusst gemacht: Der Umgang mit der indianischen Urbevölkerung ist in Kanada anders als in den USA. In Kanada werden die Ureinwohner “First Nations” genannt. Immer wieder wird explizit auf das Unrecht hingewiesen, das die Ureinwohner erfahren haben. Grosse Landflächen wurde in den letzten Jahren wieder den First Nations zugesprochen. In Alaska - und wohl auch in den anderen US-Staaten - fehlen solche Hinweise gänzlich!

































 
 

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